Schließen Sie einen klassischen Stromtarif ab, dann zahlen Sie meist einen Festpreis je Kilowattstunde Strom. Eventuelle Preisänderungen teilt Ihnen Ihr Anbieter mit.
Allerdings liegen die Börsenstrompreise und die Preise beim Anbieter in der Regel weit auseinander. Gut zu wissen: Mit einem dynamischen Stromtarif können Sie preisliche Schwankungen an der Strombörse für sich nutzen: zum Beispiel, indem Sie nur bei günstigeren Preisen mehr verbrauchen.
Was ist ein dynamischer Stromtarif?
Dynamische Stromtarife gehören zu den variablen Tarif-Varianten. Der Strom wird also nicht zu einem fixen Preis angeboten. Stattdessen sind die Kosten an die Situation auf dem Strommarkt angepasst und variieren deshalb stark. Konkret richten sie sich nach dem Börsenstrompreis und können sich deshalb stündlich oder sogar viertelstündlich ändern. Diese Strompreisschwankungen gibt man an den Endkunden weiter.
Weitere Tarifoptionen sind zum Beispiel ein zeitvariabler oder lastvariabler Stromtarif. Hierbei orientieren sich die Kosten an der Tageszeit (günstig ist es meist nachts) sowie an der Belastung im Stromnetz (günstig bei viel Solar- und Windstrom).
Wie funktioniert das?
Bei „normalen“ Stromtarifen setzt sich der Preis aus verschiedenen Bestandteilen zusammen:
- 51 % des Strompreises bestehen aus Steuern, Abgaben und Umlagen
- 49 % der Kosten setzen sich aus Beschaffung, Vertrieb und Marge zusammen. Das schließt übrigens Gewinne und Kosten des Anbieters und auch den Börsen-Einkaufspreis ein.
Die Kosten und Gewinne für Stromanbieter sind leicht beeinflussbar, allerdings grundsätzlich für einen längeren Zeitraum stabil. Variabel ist im Prinzip nur der Börsenstrompreis, der entscheidend für dynamische Stromtarife ist. Diese bestehen aus Spotmarktpreis, Verbrauchspreis sowie dem Grundpreis.
Was ist der Börsenstrompreis?
Dreiviertel des Stroms in Deutschland werden nicht an der Börse, sondern über den OTC-Handel gehandelt. Der Verkauf findet dabei direkt zwischen Verkäufern und Käufern statt. 25 % des Stroms werden aber mit festen Regeln an der offiziellen Börse gehandelt. Dabei ist Epex (European Power Exchange) in Paris für kurzfristigen Stromhandel zuständig und für den langfristigen EEX (European Energy Exchange) in Leipzig.
Wie verändert sich der Börsenstrompreis?
Übersteigt das Angebot die Nachfrage, sind die Strompreise eher niedrig. Das Angebot an Strom ist hoch, wenn zum Beispiel wegen des Wetters viel Solar oder Windenergie produziert wird. Ist die Nachfrage dagegen hoch, kostet auch der Strom mehr. Das ist normalerweise morgens und abends der Fall, wenn viele Menschen zu Hause sind und die verschiedenen Haushaltsgeräte benutzen.
Auch die Jahreszeit, Klimaveränderungen oder die politische bzw. wirtschaftliche Lage können den Börsenstrompreis beeinflussen.
Was sind die Vorteile von dynamischen Stromtarifen?
- Günstig Strom verbrauchen: Passen Sie Ihren Stromverbrauch an die Schwankungen an der Strombörse an. Laden Sie zum Beispiel das E-Auto, wenn der Strompreis gerade niedrig ist.
- Keine festen Abschlagszahlungen: „Normale“ Stromtarife beinhalten immer auch fixe Abschlagszahlungen. Bei einem dynamischen Tarif zahlen Sie allerdings nur das, was sie tatsächlich verbrauchen.
- Netzstabilität unterstützen: Auch dasStromnetz profitiert von dynamischen Stromtarifen, denn man kann sogenannte Lastspitzen vermeiden. Nutzen mehr Verbraucher Strom, wenn er günstiger ist, hat das eine gleichmäßigere Auslastung im Stromnetz zur Folge.
Gut zu wissen: Die Netzstabilität ist auch im Hinblick auf die Energiewende ein wichtiges Thema. Stromproduktion aus erneuerbaren Energien schwankt mehr als fossile Energie, weil das Wetter (zum Beispiel Wind- und Sonnenstunden) einen größeren Einfluss hat. Deshalb sind erneuerbare Energien unberechenbarer. Außerdem werden wir in Zukunft noch mehr Strom verbrauchen, beispielsweise für Elektroautos und Wärmepumpen.
Wann lohnt sich ein dynamischer Stromtarif?
Von dynamischen Stromtarifen profitieren Haushalte, die einen hohen Verbrauch haben – zum Beispiel durch ein Elektroauto – und außerdem flexibel genug sind, um Ihren Stromverbrauch an die Preisschwankungen anzupassen. Vor allem bei energieintensiven Aktivitäten, die man flexibel auf andere Tageszeiten legen kann, wie Wäschewaschen, Geschirrspülen und dem Laden des E-Autos sollte man den Börsenstrompreis im Blick behalten.
Gut zu wissen: In einem normalen Haushalt mit einem Verbrauch von 2500 Kilowattstunden (kWh) liegt der Anteil an flexiblem Stromverbrauch bei rund 34 %.
Das Laden des E-Autos ist während Energiekrise im Jahr 2022 teurer geworden. Der Haushaltsstrom liegt zwar wieder auf einem normalen preislichen Niveau, die Bestandsverträge bei örtlichen Grundversorgern sind allerdings weiterhin teuer. Umso vorteilhafter, dass Verbraucher mit einem dynamischen Stromtarif 10 – 35 % verglichen mit einem Grundversorger sparen können.
Dynamische Stromtarife eignen sich besonders dann, wenn ein Haushalt mit der Smart-Home-Technologie ausgestattet ist. Denn dann kann man den Energieverbrauch besonders einfach steuern und an die Situation auf dem Strommarkt anpassen.
Haushalte, die keinen besonders hohen Stromverbrauch haben und sich nicht immer an die aktuellen Börsenstrompreise anpassen wollen, zahlen hingegen durchschnittlich ähnlich viel wie bei einem aktuell günstigen Festpreisstromtarif.
Der dynamische Stromtarif mit PV-Anlage und Wärmepumpe
Sie können noch mehr sparen, wenn Sie auf die Sektorenkopplung setzen: zum Beispiel auf die Kombination mit einer Photovoltaikanlage und Stromspeicher. So können Sie auch Strom nutzen, den Sie selbst produzieren und speichern – und deshalb auch flexibler auf die Preisschwankungen auf dem Strommarkt reagieren.
Besonders im Winter, wenn die Erträge der Photovoltaikanlage begrenzt sind, bei gleichzeitig hohem Energieverbrauch ist das Aufladen des Stromspeichers über günstige Strompreise ein gute Möglichkeit, um Kosten zu minimieren. Tagsüber ist Netzstrom übrigens meist besonders teuer. Aber zu dieser Zeit produziert die Solaranlage viel Strom – also eine perfekte Symbiose aus dynamischem Stromtarif und PV-Anlage.
Besitzen Sie auch eine Wärmepumpe, kann die Ersparnis noch höher sein. Denn den Betrieb der Pumpe passen Sie dann an die Zeiten niedriger Strompreise an. Und erhöhen damit die Effizienz der Wärmepumpe.
Anbieter von dynamischen Stromtarifen
Vor allem in Ländern, die intelligente Stromnetze (sogenannte Smart-Grid-Technologie) haben, sind dynamische Stromtarife sehr beliebt. Intelligente Stromnetze kombinieren die Erzeugung, Speicherung und den Verbrauch und sind dank einer zentralen Steuerung koordiniert. Somit gibt es weniger Leistungsschwankungen im Stromnetz. In Deutschland haben verschiedene Stromanbieter dynamische Tarife im Angebot, für die es teilweise unterschiedliche Bedingungen und Voraussetzungen gibt.
Dynamischer Stromtarif bei IBC GreenElements
IBC GreenElements, der Stromlieferant von IBC SOLAR, plant einen dynamischen Stromtarif. So bietet „IBC Sweetspot“ den Kunden einen dynamischen Strompreis für 100 % Ökostrom. Und mit dem „IBC Evergreen“ Stromtarif können Sie schon jetzt einen klassischen Ökostromtarif mit 24 Monaten Energiepreisgarantie wählen.
Welche Voraussetzungen gibt es für einen dynamischen Stromtarif?
Beim dynamischen Stromtarif wird der Stromverbrauch stundengenau abgerechnet. Dafür benötigt man einen intelligenten Stromzähler wie ein Smart Meter, den der zuständige Messstellenbetreiber installiert und in Betrieb nimmt.
Ein Smart Meter erfasst alle 15 Minuten (oder auch stündlich) den Stromverbrauch und überträgt die Daten dann automatisch an Energielieferanten und Netzbetreiber. Dafür muss man das Gerät entsprechend konfigurieren.
Der Vorteil für Verbraucher: Man kann seinen Energieverbrauch exakt nachvollziehen und seinen Stromverbrauch effizient anpassen. Die Jahreskosten für Einbau, Betrieb und Wartung von Smart Metern für Haushalte bis 10.000 kWh sind auf 20 Euro gedeckelt. Eine Spezialregelung gibt es bei Wärmepumpen und Wallboxen, die maximal 50 Euro Messstellenentgelt pro Jahr kosten.
Digitale Stromzähler sollen zum Standard werden – und bieten somit eine gute Zukunftsperspektive. Aktuell sind sie Pflicht ab 6.000 kWh Verbrauch, bei Solaranlagen über 7 kW oder für steuerbare Wallboxen bzw. Wärmepumpen. Ab 2025 hat dann jeder Anspruch auf einen Smart Meter. Die vorzeitige Installation kostet einmalig 30 Euro.
Ein Vernetzen mit Smart-Home-Geräten, Wallbox und Wärmepumpe ist möglich, die Steuerung funktioniert via Apps. Eine stabile Internetverbindung und Kommunikationsinfrastruktur sind unverzichtbar, damit Daten zwischen Smart Meter und Energieanbieter gesendet werden können.
Gut zu wissen: Eine Abrechnung ohne Smart Meter ist ungenauer und das Einsparpotenzial geringer.
Gibt es Risiken bei dynamischen Stromtarifen?
Dynamische Stromtarife bieten nicht nur Vorteile, sondern haben auch Risiken, die Sie vor Vertragsabschluss beachten sollten.
Finanzielles Risiko: Bei einem dynamischen Stromtarif tragen Sie als Verbraucher das finanzielle Risiko allein. Sind die Börsenpreise hoch, müssen Sie trotzdem zahlen. So gab es zum Beispiel während der Energiekrise 2022 Allzeitrekorde an der Strombörse.
Keine Deckelung des Arbeitspreises: Nur einige Anbieter von dynamischen Stromtarifen deckeln den Arbeitspreis um Verbraucher vor Preisspitzen zu schützen. Diese Deckelung ist allerdings oft zeitlich limitiert. Allerdings kann man dynamische Stromtarife in der Regel monatlich kündigen, sollten Börsenpreise über längere Zeit höher sein als die Festpreistarife.
Basisstromverbrauch tagsüber: Außerdem gibt es einen bestimmten Basisstromverbrauch im Haushalt, der sich nicht wirklich steuern oder an niedrige Börsenpreise anpassen lässt. Dazu zählt zum Beispiel Strom für den Kühlschrank, Lampen oder auch den Computer im Homeoffice.
Sind dynamische Stromtarife eine gute Alternative?
In Zukunft werden dynamische Stromtarife immer wichtiger. Durch sie kann man hohe Belastungen im Stromnetz vermeiden und Angebot und Nachfrage ausgleichen. Diese Tarifoption sorgt für Anreize zur Entlastung bzw. Verschiebung der Last im Stromnetz. Gleichzeitig bleiben Stromkunden flexibler und können die Stromkosten selbst steuern.
Der Gesetzgeber fördert variable und dynamische Stromtarife. Ab 2025 wird das Angebot sogar zur Pflicht, denn dann müssen alle Stromlieferanten dynamische Tarife anbieten.