Umweltfreundlicher Strom vom Dach: Eine Photovoltaik-Anlage ist für viele Hausbesitzerinnen und Hausbesitzer eine reizvolle Investition. Jedoch scheitert häufig die Anschaffung einer solchen PV-Anlage an den Kosten für Kauf und Bau. Doch ist der Preis für eine eigene Solaranlage wirklich noch teuer? Um das herauszufinden, sind verschiedene Faktoren notwendig. Angefangen bei der Anlagengröße, der Bauart des Daches bis hin zur Elektroinstallation. Diese und noch mehr Aspekte bestimmen, ob der Preis für eine Solaranlage in die Höhe schießt oder sich im Rahmen Ihrer finanziellen Möglichkeiten befindet.
So viel vorweg: Photovoltaik-Anlagen sind mittlerweile für jedermann erschwinglich und refinanzieren sich sogar selbst.
Zu Beginn: Die Größe der Anlage bestimmen
Um sich über die Kosten der Photovoltaik-Anlage klar zu werden, muss im ersten Schritt die Größe der Anlage bestimmt werden. Denn je nachdem wie viele Solarmodule Sie verbauen, wird sich auch der Preis dementsprechend gestalten. Das hängt wiederum davon ab, wie viel Strom Sie verbrauchen.
Nehmen wir als Beispiel eine vierköpfige Familie:
In solch einer Konstellation nimmt man als Schätzwert 1.000 kWh pro Person + einen Sockelbedarf von 500 kWh für den gesamten Haushalt. Diese Zahl multipliziert man mit 1,5 / 1.000 und kommt so auf die Größe der benötigten Anlage in Kilowattpeak (kWp).
Zusammengefasst:
1.000 kWh pro Person + Sockelbedarf von 500 kWh pro Haushalt × 1,5 / 1000 = Größe der benötigten Anlage in kWp.
Eine vierköpfige Familie benötigt mithilfe dieser Rechnung (4.500 × 1,5 / 1000) mindestens eine Anlage mit einer Leistung von 6,75 kWp. Da aber davon auszugehen ist, dass der Stromverbrauch in Zukunft eher steigt, beispielsweise durch Umstieg auf Elektromobilität, Stromheizungen (Wärmepumpe) und Klimatisierung, lohnt es sich, darüber nachzudenken, das volle Potenzial des Dachs auszuschöpfen und das Dach voll zu belegen, unabhängig von der Anzahl der Haushaltsmitglieder.
Beschaffenheit und Ausrichtung des Hausdaches
Eine ebenfalls wichtige Rolle bei der Investition in eine Solaranlage kommt der Beschaffenheit des Hausdaches zu. Um genug Sonnenstrahlen einzufangen, ist nämlich sowohl die Größe als auch die Neigung des Daches entscheidend. Zwar können auch kleine Dächer für die Solarstromgewinnung genutzt werden, jedoch wird eine Mindestgröße von 10 m² empfohlen. Falls Sie sich nicht sicher über die Größe Ihrer Dachfläche sind, empfehlen wir Ihnen, diese vorab zu berechnen.
Außerdem sollten Sie, bevor Sie auf Ihrer Dachfläche mit dem Aufbau beginnen, die Dachdichtigkeit und die statische Tragfähigkeit überprüfen (lassen). Auf diese Weise können Sie sichergehen, ob Ihr Haus dafür auch geeignet ist. Für einen bestmöglichen Ertrag ist in Deutschland eine Neigung zwischen 30°-35° und eine Ausrichtung nach Süden bzw. Südwesten optimal. Dabei sollten Sie jedoch darauf achten, dass die PV-Module nicht im Schatten von Bäumen oder anderer Gebäude liegen, da dies den Ertrag erheblich beeinträchtigen kann. Auch Ost-West-ausgerichtete Dächer sind gut geeignet, um Solarstrom von früh am Morgen bis in den späten Abend zu erzeugen.
Sollten Sie ein Haus mit einem Flachdach haben, ist es ebenfalls möglich eine Solaranlage zu installieren. Für diese Dächer gibt es Aufständerungen, an denen die Photovoltaik-Module befestigt werden. In der Regel erfolgt die Befestigung hier sogar dachdurchdringungsfrei.
Anschaffungskosten einer Solaranlage
Der Kauf einer Photovoltaik-Anlage ist heutzutage leichter denn je. Überall in Deutschland sind mittlerweile Anbieter zu finden, was sich positiv auf die Anschaffungskosten auswirkt. Dank der wachsenden Nachfrage und dem Wettbewerb unter den Anbietern, sind die Preise für PV-Anlagen in den letzten Jahren stetig gesunken – ganz im Gegensatz zu den immer weiter steigenden Stromkosten.
Die reine Installation der gesamten Anlage macht, je nach Größe und Aufwand, ungefähr 15-30 Prozent der Gesamtkosten aus.
Damit Sie die gesamten Anschaffungskosten vorher abschätzen können, gilt als grober Richtwert:
1.800–2.800 Euro netto pro kWp für die gesamte Solaranlage inklusive Batteriespeicher und Montage.
Bevor Sie Ihre PV-Anlage in Betrieb nehmen, müssen Sie sie noch bei verschiedenen Instituten anmelden. Zum einen bei der Bundesnetzagentur und bei dem jeweiligen Netzbetreiber. Sollten Sie die Anlage auf einem gewerblich genutzten Haus installiert haben, ist zudem eine kostenpflichtige Anmeldung beim Gewerbeamt nötig. Der Preis dafür hält sich jedoch mit 15–65 Euro in Grenzen. Teils übernehmen auch die Fachfirmen diese Arbeit oder unterstützen Sie dabei.
Laufende Betriebskosten einer Solaranlage
Nach der Installation und der Anmeldung ist Ihre Photovoltaik-Anlage bereit für die Inbetriebnahme. Jedoch bedeutet dies nicht, dass keinerlei Kosten mehr auf Sie zukommen. Auch die Gewinnung von Solarstrom erzeugt laufende Kosten, die Sie im Blick behalten sollten.
Die Zählermiete für Ihre Photovoltaik-Anlage
Für die genaue Messung der Einspeisevergütung, wird von vielen Netzbetreibern für ungefähr 30–50 Euro pro Jahr ein entsprechender Zweirichtungszähler zur Verfügung gestellt. Meist sind diese Kosten jedoch im Stromtarif bereits enthalten.
Wechselrichter – wichtig und kostentechnisch zu berücksichtigen
Der Wechselrichter dient dazu, den produzierten Gleichstrom in Wechselstrom umzuwandeln, damit dieser ins Stromnetz eingespeist oder im Haus verwendet werden kann. Je nachdem, wo die Solaranlage verbaut wurde, wie groß sie ist und welche zusätzlichen Funktionalitäten der Wechselrichter hat, variiert der Preis des Geräts. Zur groben Einschätzung sollten Sie 10–15 Prozent der Anschaffungskosten einer PV-Anlage nochmals für den späteren Tausch des Wechselrichters einplanen. Alternativ kalkuliert: ungefähr 200 Euro pro Kilowatt-Leistung.
In der Praxis macht das im Schnitt 2.500–3.000 Euro für ein Einfamilienhaus. Nach etwa 10-20 Jahren Betriebszeit erliegt ein Wechselrichter in der Regel dem Verschleiß und muss ausgetauscht werden.
Wartungskosten
Um auch in vielen Jahren eine stets optimale Funktionalität der Solaranlage zu gewährleisten, sind regelmäßige Wartungen ein Muss. Experten empfehlen daher, Anlagen alle 2–4 Jahre überprüfen zu lassen. Die Kosten für solche Wartungsarbeiten liegen zwischen 80 und 150 Euro. Je nachdem, wie die PV-Anlage aufgebaut ist, gestaltet sich die Überprüfung als mehr oder weniger aufwendig.
Um die Kosten für die Wartungen möglichst niedrig zu halten, können Sie auch Wartungsverträge abschließen. Auf diesem Wege werden mit Ihnen regelmäßige Intervalle der Überprüfungen festgelegt und günstigere Konditionen ausgehandelt.
Reparaturen von defekten Bauteilen
Trotz einer robusten Bauweise können verschiedene Komponenten an Solaranlagen kaputtgehen. Während der regelmäßigen Wartungen werden kleinere Reparaturen, wie das Festziehen lockerer Schrauben oder Klammern vorgenommen. Sollten jedoch ganze Module aufgrund von etwa einem Glasbruch ausfallen, ist der Aufwand der Reparatur größer und dementsprechend auch der Kostenfaktor höher.
Versicherungen für Solaranlagen
Um hohe Kosten durch Reparaturen zu vermeiden, empfiehlt es sich, eine Photovoltaik-Versicherung für die Solaranlage abzuschließen. Schäden durch Stürme, Feuer oder Überspannungen können schnell hohe Kosten verursachen, die durch eine Versicherung abgegolten werden können.
Versicherungen für PV-Anlagen gibt es bereits für unter 100 Euro pro Jahr. Jedoch sollten Sie darauf achten, welche Leistungen in den jeweiligen Tarifen abgedeckt werden.
Reinigungen vom Profi
Witterungseinflüsse können die Leistungsfähigkeit von Solaranlagen stark beeinflussen, da die Module aufgrund von Verschmutzungen, wie Staub, Laub oder Vogelkot weniger Sonnenlicht in Strom umwandeln. Aufgrund dessen wird eine regelmäßige professionell durchgeführte Reinigung durch Fachbetriebe empfohlen. Wie oft eine Solaranlage gereinigt werden muss, hängt ebenfalls vom Neigungswinkel der verbauten Module ab. Solaranlagen mit einem hohen Neigungswinkel benötigen weniger Reinigungsvorgänge, da Verschmutzungen meist durch den Regen heruntergespült werden. Liegt die Neigung der Photovoltaikanlage jedoch unter 12 Prozent, sollte die Reinigung öfter (ungefähr alle zwei Jahre) durchgeführt werden.
Die Kosten für eine professionelle Reinigung belaufen sich auf 1–3 Euro pro m², abhängig von der Größe der Anlage und der Bauweise des Hauses.
Monatliche Kosten zusammengefasst
Auf den ersten Blick sehen sowohl die Anschaffungskosten als auch die laufenden Betriebskosten sehr hoch aus. Wenn man alle laufenden Ausgaben für die Solaranlage jedoch zusammenfasst und auf den Monat umrechnet, kommt man im Schnitt auf knapp 50 Euro.
Das ist weniger, als manche Menschen für ihre Handyrechnungen bezahlen. Die Einsparungen sind jedoch deutlich höher.
Finanzierung von Solaranlagen
Der Kauf einer Solaranlage ist keine kurzfristige Entscheidung, sondern eine Investition in die Zukunft. Die Anschaffungskosten wirken anfangs sehr hoch, jedoch rentieren sie sich meist schon nach wenigen Jahren.
Um die anfänglichen Kosten stemmen zu können, stehen Ihnen verschiedene Möglichkeiten zur Verfügung.
Die KfW bietet unter anderem Zuschüsse und Kredite an, wenn eine Solaranlage als Einzelmaßnahme oder als Maßnahme zur Sanierung zum Effizienzhaus installiert wird. Aber auch andere Banken und Kreditinstitute bieten für den Bau von Solaranlagen Fördermaßnahmen an.
Eine bundesweite Förderung vom Staat existiert derzeit nicht, jedoch bieten viele Bundesländer eigene Programme für den Bau von Photovoltaik-Anlagen an.
Nähere Informationen zu diesem Thema finden Sie in unserem Ratgeber Bekomme ich eine Förderung für meine Solaranlage?
Geld verdienen mit Solaranlagen
Neben den Kosten gibt es natürlich auch viele Vorteile, die die Anschaffung einer Solaranlage mit sich bringt. Nicht nur reduziert die Nutzung von PV-Anlagen die Stromkosten massiv. Sie verdienen sogar Geld damit.
Dank des Erneuerbare-Energien-Gesetzes (EEG) wird seit 2000 in den ersten 20 Jahren des Betriebs einer eigenen Photovoltaik-Anlage unter 100 kWp eine gesetzlich festgelegte Vergütung gezahlt, wenn man seinen nicht benötigten Strom ins öffentliche Netz einspeist. Die Höhe der Vergütung wird jeweils bei der Inbetriebnahme der Solaranlage festgelegt und gilt daraufhin für die folgenden vollen 20 Jahre plus das Jahr der Inbetriebnahme.
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